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Das Wichtigste auf einen Blick

  • Auch Mittelständler ohne CSRD-Pflicht profitieren strategisch und operativ von einer freiwilligen ESG-Berichterstattung.
  • Kundinnen und Kunden, Banken sowie Geschäftspartner erwarten zunehmend ESG-Informationen. Ein strukturierter Bericht hilft, diese effizient bereitzustellen.
  • Der VSME-Standard bietet einen niederschwelligen, pragmatischen Einstieg – auch als Vorbereitung auf eine mögliche zukünftige Berichtspflicht.

Der EU-Omnibusvorschlag nimmt vielen Mittelständlern den unmittelbaren Druck zur ESG-Berichterstattung – aber nicht die Relevanz. Denn verschiedene Stakeholder – Kundschaft, Banken oder Investoren – fragen zunehmend strukturierte und standardisierte Nachhaltigkeitsdaten ab. Parallel überarbeitet die EU-Kommission aktuell die umfassenden ESRS-Standards, um sie für Unternehmen praktikabler zu gestalten.

Mit dem VSME-Standard steht Unternehmen jetzt ein freiwilliges, praxisnahes Rahmenwerk zur Verfügung. Was der VSME leistet, wie er funktioniert – und warum sich ein früher Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung trotzdem lohnt, lesen Sie in unserem Beitrag.

Warum die ESG-Berichterstattung für den Mittelstand wichtig bleibt

Zahlreiche Mittelständler, die gemäß des Omnibus-Vorschlags erst ab 2027 CSRD-berichtspflichtig werden – oder gar nicht mehr  – führen ihre Nachhaltigkeitsprojekte weiter. Der Grund: Kundinnen und Kunden, Banken sowie Geschäftspartner erwarten belastbare Nachhaltigkeitsinformationen. Auch unsere eigene Umfrage von Möhrle Happ Luther aus April 2025 bestätigt diesen Trend:Diagrammübersicht zu Gründen für Nachhaltigkeitsreporting im Mittelstand

Umfrageergebnis ESG-Reporting nach Omnibusverfahren

VSME: Rahmenwerk für die freiwillige Nachhaltigkeitsberichtserstattung

Was ist der VSME?

Der VSME ist der Voluntary Standard for non-listed Micro, Small and Medium Enterprises; auf Deutsch: freiwilliger Berichtstandard für nicht börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen. Er wurde von der EFRAG entwickelt, um kleineren nicht-CSRD-berichtspflichtigen Unternehmen einen freiwilligen, aber strukturierten Rahmen für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu bieten. Damit reagiert die EFRAG auf den Wunsch vieler Unternehmen nach einem praktikablen Einstieg in die ESG-Berichterstattung abseits der komplexen ESRS-Standards.

Der VSME ist auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten und ermöglicht eine strukturierte Nachhaltigkeitsberichterstattung mit klarem Fokus auf Relevanz und Umsetzbarkeit. Dabei werden grundlegende ESG-Themen abgedeckt – ohne strategische Verankerung durch eine Wesentlichkeitsanalyse und ohne Prüfpflicht.

Vorteile der freiwilligen ESG-Berichterstattung nach VSME

Bereitstellung relevanter Informationen für Stakeholder: Investoren, Banken, Kundinnen und Kunden sowie Geschäftspartner erwarten die Offenlegung von glaubwürdigen ESG-Daten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Diverse Anfragen können zudem mit einem Bericht beantwortet werden. Hierdurch ergeben sich ebenfalls Möglichkeiten Synergien zu heben.

Wettbewerbsvorteil durch strategische Positionierung: Unternehmen müssen sich mit nachhaltigkeitsbezogenen Compliance-Anforderungen und Risiken, die sich beispielsweise aus dem Klimawandel, Umweltschutzverordnungen, Lieferkettensorgfaltspflichten oder den Arbeitsbedingungen von Arbeitskräften ergeben, auseinandersetzen. Bei konsequenter Einbettung in das Chancen- und Risikomanagement können auf diese Weise Wettbewerbsvorteile generiert und die eigene Marktposition gestärkt werden.

Strukturiertes Vorgehen: Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung mit der ESG-Berichterstattung zu beginnen, wissen aber nicht genau, welche Informationen für ihre Stakeholder wirklich relevant sind oder welche Daten sie erfassen sollen. Der VSME liefert eine pragmatische Struktur, an der sich KMU orientieren können.

Welche Datenpunkte umfasst der VSME?

In der Fassung von Dezember 2024 beinhaltet der VSME knapp unter 100 Datenpunkte, von denen in etwa die eine Hälfte quantitativer und die andere Hälfte qualitativer Natur sind. Der VSME bietet ein Basic Module (B) und ein Comprehensive Module (C). Der Fokus des Basic Module liegt auf qualitativen Datenpunkten und auf dem eigenen Geschäftsbereich wohingegen das Comprehensive Module auch weiterführende qualitative Angaben beinhaltet und die Wertschöpfungskette zum Teil miteinbezieht. Unternehmen können je nach Ambitionsniveau nur zum Basic Module oder zu beiden Modulen berichten.

Umfang und Tiefe der VSME-Datenpunkte sind wesentlich geringer als die des ESRS. Bedeutende Datenpunkte aus den ESRS, wie etwa zur Klimaberichterstattung (z.B. Scope 3-Emissionen, physische Klimarisiken) werden nicht berücksichtigt. Alles in allem bietet der VSME einen guten Einstieg zur Implementierung von Datenerhebungsprozessen und Nachhaltigkeitsmanagementstrukturen, auch wenn Stakeholder – je nach Branche – auch Informationen, die nicht über den VSME abgedeckt werden, von Unternehmen einfordern können.

ESG-Berichterstattung mag kurzfristig wie ein Kostenfaktor wirken – doch langfristig bringt sie Effizienz, Einsparungen und strategische Resilienz.

Andreas Schruth, Director ESG & Nachhaltigkeit

ESRS oder VSME? Welchen Standard sollten mittelständischen Unternehmen für die ESG-Berichterstattung anwenden?

Wir empfehlen Mittelständlern, ob CSRD-berichtspflichtig oder nicht, grundsätzlich eine effiziente, auf die wesentlichen Themen ausgerichtete ESG-Berichterstattung. Der Fokus auf strategisch relevante Nachhaltigkeitsthemen kann maßgeblich zur Stärkung der ESG-Leistung, Kosteneinsparung, Produkt-/Dienstleistungsentwicklung und somit der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Auch zu diesem Zweck ist die Durchführung einer fundierten Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD/ESRS zur Identifizierung der wesentlichen nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen sinnvoll.

Wir empfehlen Unternehmen, die ab 2027 CSRD-berichtspflichtig sind:

  • Die Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse nach ESRS im Jahr 2025
  • Die Anwendung ausgewählter quantitativer ESRS-Datenpunkte und des VSME-Standards zur Vorbereitung auf die ESG-Berichterstattung so lange die ESRS insgesamt überarbeitetet werden.
  • Falls ein Unternehmen wesentliche Themen identifiziert hat, die nicht oder nicht ausreichend durch den VSME abgedeckt werden, kann die ESG-Berichterstattung auch durch weitere Datenpunkte aus der aktuellen Fassung der ESRS angereichert werden.
  • Für das Geschäftsjahr 2026 empfehlen wir einen Berichtstestlauf, um für das prüfpflichtige Geschäftsjahr 2027 vorbereitet zu sein.
  • Nach der Veröffentlichung der überarbeiteten ESRS kann die ESG-Berichterstattung ausgeweitet und Schritt für Schritt bis 2027 auf ESRS-Niveau gebracht werden.

Für Unternehmen ohne CSRD-Pflicht ist der VSME-Standard gegenwärtig die sinnvollere und pragmatischere Lösung. Perspektivisch kann die ESG-Berichterstattung unter Anwendung des ESRS ausgebaut werden, falls sich hieraus Vorteile für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ergeben können.

Eine Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts, ob nun nach VSME, ESRS oder einer Version, in der beide Standards kombiniert angewendet werden, durch einen externen Prüfer verleiht den Informationen Glaubwürdigkeit und Qualität und kann Unternehmen gleichzeitig dabei helfen, die ESG-Berichterstattung weiter zu optimieren.

Fazit: Nachhaltigkeit bleibt relevant

Insbesondere CSRD-berichtspflichtige Unternehmen werden in Zukunft zunehmend Informationen von ihren Lieferanten einfordern, um die Nachhaltigkeitsleistung in der Wertschöpfungskette bewerten zu können und den Reporting-Anforderungen gerecht zu werden. Durch die freiwillige Anwendung des VSME, gegebenenfalls in Kombination mit der ESRS-Wesentlichkeitsanalyse und relevanten ESRS-Datenpunkten, können Mittelständler die nachhaltigkeitsbezogenen Informationsanforderungen Ihrer Stakeholder mit einem Bericht erfüllen. Gleichzeitig profitieren sie von den Vorteilen, die aus einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensstrategie resultieren: etwa einer stärkeren Kundenbindung, besseren Finanzierungskonditionen, höherer Resilienz gegenüber regulatorischen Risiken und einer attraktiveren Positionierung am Arbeitsmarkt. Der Fokus auf strategisch relevante Nachhaltigkeitsthemen kann maßgeblich zur Stärkung der ESG-Leistung und Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Gern unterstützen wir Sie bei der Umsetzung der CSRD/ESRS sowie des VSME in Ihrem Unternehmen mit unserem Fachwissen sowie ausgereiften Analyse-Tools und Arbeitspapieren – sprechen Sie uns an.

 

Häufig gestellte Fragen zum Thema

Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Sprechen Sie uns gern an!

Andreas Schruth

Director ESG & Nachhaltigkeit, Prokurist, MBA

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